Sepp
13.04.2019, 10:00
Habe gerade einen interessanten Artikel in den "Oberösterreichischen Nachrichten" gelesen. Kopiere ihn mal hier rein, weil die Beiträge online oft nicht lange verfügbar sind. Bin gespannt, ob da was rauskommt. Zumindest ist es mal ein mutiger Schritt, dass sich hier mal einer aufstehen traut. Ich möchte allerdings nicht wissen, in wievielen andere Branchen und Bereichen das genauso läuft.
Oberösterreicher klagt Peugeot
WIEN/PARIS. Ein heimischer Händler wirft dem französischen Autohersteller den Missbrauch der Marktmacht vor. Ein Urteil könnte Signalwirkung für die Branche haben, sagen Beobachter. Peugeot erteile Händlern Vorschriften, die nicht tragbar seien, so der Vorwurf.
Europas Autohersteller blicken derzeit gespannt nach Österreich. Denn am Wiener Oberlandesgericht läuft ein Verfahren gegen den französischen Autobauer Peugeot. Das Urteil könnte Signalwirkung für die europäische Kfz-Branche haben.
Stein des Anstoßes ist die Klage eines oberösterreichischen Peugeot-Händlers. Der Mann, der anonym bleiben möchte, wirft dem Hersteller vor, seine Marktmacht zu missbrauchen. Es gebe zu viele Vorschriften, die wirtschaftlich nicht tragbar seien. "Die Entwicklung läuft seit mehreren Jahren, aber irgendwann muss man ihr Einhalt gebieten. Das Fass ist übergelaufen", sagt der Händler.
Er nennt das Beispiel eines Schauraums, den er vor einigen Jahren neu eröffnet hat. Auf Geheiß von Peugeot habe er die Fliesen wieder herausreißen müssen, weil sie eine unerwünschte Farbe hatten. Auch Möbelstücke habe er austauschen müssen. Die Kosten dafür habe er aus der eigenen Tasche zahlen müssen. Bei Schulungskosten für Mitarbeiter beteilige sich Peugeot ebenfalls nicht.
Von Peugeot heißt es auf Anfrage: "Wir geben prinzipiell zu laufenden Verfahren, gleich welcher Art, keine Stellungnahmen ab."
Mit seiner Kritik ist der oberösterreichische Peugeot-Händler nicht alleine. "Was Hersteller und Importeure gegenüber Händlern aufführen, ist nicht mehr tragbar", sagt Josef Schirak, Sprecher der Autohändler in der Wirtschaftskammer Österreich. "Früher hat man 50/50-Verträge abgeschlossen. Jetzt sind es 90/10-Verträge. 90 Prozent bestimmen die Hersteller", moniert Schirak.
Dies betreffe nicht nur den aktuell vor Gericht verhandelten Fall, sondern auch andere Automarken. Bei manchen gingen die Vorschriften bis hin zum Klopapier. "Aber deswegen verkaufen die Händler kein Auto mehr." Bei Peugeot schwele der Konflikt des Konzerns mit den Händlern schon länger, sagt ein Insider. Als der Konzern 2012 vor dem Aus stand, wurde das Management ausgetauscht. Carlos Tavares übernahm das Steuer und krempelte das Unternehmen um. 1000 Mitarbeiter in der oberen und mittleren Managementebene mussten ebenso gehen wie zehntausende Beschäftigte in den Werken. "2016 hat man den Druck auf die Vertriebspartner erhöht, nach dem Motto: Entweder du akzeptierst alle unsere Vorgaben oder du musst gehen", so der Insider.
Dass nun ein heimischer Händler klage, sei "ein sehr mutiger Schritt". Das sei europaweit in den vergangenen zehn Jahren kaum passiert, sagt Schirak. Falls doch, hätten sich beide Parteien für üblich auf einen Vergleich geeinigt.
Das aktuelle Verfahren sei übrigens nur in Österreich möglich, da es bei uns im Gegensatz zu anderen Ländern ein Kfz-Schutzgesetz gebe. Dieses besagt, dass nur ein einzelner Händler und kein Verband klagen kann.
Diese Woche wurden der Kläger und die ersten Zeugen am Oberlandesgericht Wien einvernommen. Sollte das Gericht entscheiden, dass Peugeot seine Marktmacht missbrauche, hätte dies Signalwirkung, sagt Schirak – auch über Landesgrenzen hinaus.
Mit einem Urteil in dem Verfahren ist frühestens heuer im Herbst zu rechnen, erwarten Beobachter.
Gruß, Sepp
Oberösterreicher klagt Peugeot
WIEN/PARIS. Ein heimischer Händler wirft dem französischen Autohersteller den Missbrauch der Marktmacht vor. Ein Urteil könnte Signalwirkung für die Branche haben, sagen Beobachter. Peugeot erteile Händlern Vorschriften, die nicht tragbar seien, so der Vorwurf.
Europas Autohersteller blicken derzeit gespannt nach Österreich. Denn am Wiener Oberlandesgericht läuft ein Verfahren gegen den französischen Autobauer Peugeot. Das Urteil könnte Signalwirkung für die europäische Kfz-Branche haben.
Stein des Anstoßes ist die Klage eines oberösterreichischen Peugeot-Händlers. Der Mann, der anonym bleiben möchte, wirft dem Hersteller vor, seine Marktmacht zu missbrauchen. Es gebe zu viele Vorschriften, die wirtschaftlich nicht tragbar seien. "Die Entwicklung läuft seit mehreren Jahren, aber irgendwann muss man ihr Einhalt gebieten. Das Fass ist übergelaufen", sagt der Händler.
Er nennt das Beispiel eines Schauraums, den er vor einigen Jahren neu eröffnet hat. Auf Geheiß von Peugeot habe er die Fliesen wieder herausreißen müssen, weil sie eine unerwünschte Farbe hatten. Auch Möbelstücke habe er austauschen müssen. Die Kosten dafür habe er aus der eigenen Tasche zahlen müssen. Bei Schulungskosten für Mitarbeiter beteilige sich Peugeot ebenfalls nicht.
Von Peugeot heißt es auf Anfrage: "Wir geben prinzipiell zu laufenden Verfahren, gleich welcher Art, keine Stellungnahmen ab."
Mit seiner Kritik ist der oberösterreichische Peugeot-Händler nicht alleine. "Was Hersteller und Importeure gegenüber Händlern aufführen, ist nicht mehr tragbar", sagt Josef Schirak, Sprecher der Autohändler in der Wirtschaftskammer Österreich. "Früher hat man 50/50-Verträge abgeschlossen. Jetzt sind es 90/10-Verträge. 90 Prozent bestimmen die Hersteller", moniert Schirak.
Dies betreffe nicht nur den aktuell vor Gericht verhandelten Fall, sondern auch andere Automarken. Bei manchen gingen die Vorschriften bis hin zum Klopapier. "Aber deswegen verkaufen die Händler kein Auto mehr." Bei Peugeot schwele der Konflikt des Konzerns mit den Händlern schon länger, sagt ein Insider. Als der Konzern 2012 vor dem Aus stand, wurde das Management ausgetauscht. Carlos Tavares übernahm das Steuer und krempelte das Unternehmen um. 1000 Mitarbeiter in der oberen und mittleren Managementebene mussten ebenso gehen wie zehntausende Beschäftigte in den Werken. "2016 hat man den Druck auf die Vertriebspartner erhöht, nach dem Motto: Entweder du akzeptierst alle unsere Vorgaben oder du musst gehen", so der Insider.
Dass nun ein heimischer Händler klage, sei "ein sehr mutiger Schritt". Das sei europaweit in den vergangenen zehn Jahren kaum passiert, sagt Schirak. Falls doch, hätten sich beide Parteien für üblich auf einen Vergleich geeinigt.
Das aktuelle Verfahren sei übrigens nur in Österreich möglich, da es bei uns im Gegensatz zu anderen Ländern ein Kfz-Schutzgesetz gebe. Dieses besagt, dass nur ein einzelner Händler und kein Verband klagen kann.
Diese Woche wurden der Kläger und die ersten Zeugen am Oberlandesgericht Wien einvernommen. Sollte das Gericht entscheiden, dass Peugeot seine Marktmacht missbrauche, hätte dies Signalwirkung, sagt Schirak – auch über Landesgrenzen hinaus.
Mit einem Urteil in dem Verfahren ist frühestens heuer im Herbst zu rechnen, erwarten Beobachter.
Gruß, Sepp